IG Metall droht mit Arbeitskampf am Ford-Standort in Saarlouis

17.05.2023

Die Gewerkschaft fordert die Ford-Unternehmensleitung und den Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie zu Sozialtarifverhandlungen auf.

SAARLOUIS | Die IG Metall erhöht massiv den Druck auf die Unternehmensleitung von Ford und greift jetzt zur höchstmöglichen Eskalationsstufe im Konflikt um die Zukunft des Standortes Saarlouis. Sie fordert sowohl die Ford-Unternehmensleitung als auch den Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie zu Sozialtarifverhandlungen auf. Das kündigt Jörg Köhlinger, Chef des IG-Metall-Bezirks Mitte, zu dem auch das Saarland gehört, an.

In einem solchen Sozialtarifvertrag werden Forderungen aufgestellt und alle Einzelheiten verhandelt, die für die bis 2025 verbleibenden Beschäftigten dann greifen, wenn Ford bis zuletzt bei seinem Schließungsbeschluss für das Werk Saarlouis bleibt. Sozialtarifverhandlungen beinhalten in ihrer Konsequenz auch das Recht zu Warnstreiks und im Extremfall auch zu einem Arbeitskampf vor Ort, erläutert Köhlinger. Er sieht außer dem Griff zum Sozialtarifvertrag keine andere Möglichkeit mehr, den Konflikt mit Ford endgültig zu klären. Nach einer über einjährigen Hängepartie stünden immer noch über 3000 Beschäftigte im Werk ohne eine Perspektive da. Man lasse sich jetzt nicht mehr länger hinhalten.

Zwar habe Ford mit einer Beschäftigungsgarantie für rund 1000 Mitarbeiter bis 2032 einen Anfang gemacht. Das reiche jedoch bei weitem nicht aus. Ford trage nach wie vor eine Verantwortung für alle Beschäftigten. In einem Sozialtarifvertrag werden auch die Höhe der Abfindungen, Gelder zur Weiterbildung und Qualifizierung sowie finanzielle Mittel zur Gründung einer Transfergesellschaft verhandelt, die den Übergang für Betroffene in andere Betriebe erleichtern soll. Sollte dieses Szenario eintreten, kommen auf Ford riesige Summen zu. Wie aus Gewerkschaftskreisen weiter zu erfahren ist, geht es alleine bei den Abfindungen um mindestens jeweils 100 000 Euro und weitere Zuschläge für den Fall, dass in naher Zukunft kein Investor für das Ford-Gelände auf dem Saarlouiser Röderberg gefunden wird.

Köhlinger betont: „Wir sehen uns jetzt dazu gezwungen, Forderungen für einen Sozialtarifvertrag aufzustellen. Damit machen wir Ford eindeutig klar, dass wir auf keinen Fall und nach dem Stand der Dinge mögliche Werkschließungen und Massenentlassungen kampflos hinnehmen werden.“ Zugleich unterstreicht Köhlinger, er sähe es lieber, wenn Ford das Werk Saarlouis weiterführt und neue Produkte an den Standort bringt. Das werde am Ende für das Unternehmen auch billiger. Die Gewerkschaft verfolge nicht das Ziel möglichst hoher Abfindungen, sondern die Weiterführung „möglichst vieler tarifgebundener Arbeitsplätze zu guten Bedingungen im Unternehmen“.

Autor: THOMAS SPONTICCIA SAARBRÜCKER ZEITUNG
erschienen am 17.05.2023 Seite A1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/1000087/1-