„Es wird nie wieder so sein wie vorher“ - Noch kein Plan B für Ford-Werk Saarlouis

31.08.2022

Nach Ford-Entscheidung: Fertigungszahlen im Saarlouiser Werk gehen zurück, Krankenstand schießt in die Höhe.

Saarlouis Im Ford-Werk Saarlouis herrscht nach der Entscheidung des Konzerns für Valencia als E-Auto-Standort Wut und Perspektivlosigkeit. Das beeinflusst nach Angaben des Betriebsrates auch die aktuelle Produktion.

Der Betriebsrat des Saarlouiser Ford-Werks spricht mehr als zwei Monate nach der Entscheidung des Ford-Europa-Managements, ab Mitte 2025 keine Fahrzeuge mehr im Saarland bauen zu wollen, von einem „Schlag ins Gesicht“. „Hier im Werk hat sich alles verändert und es wird nie wieder so sein wie vorher“, schreibt der Betriebsratsvorsitzende von Ford Saarlouis, Markus Thal, am Mittwoch (31. August) in einer Mitteilung an die Belegschaft, die der SZ vorliegt. „Es kann in dieser Situation auch niemanden verwundern, dass auch die geplanten Fertigungszahlen in den Keller und die Krankenstände in die Höhe gingen. Es ist schwer vorstellbar, dass eine belogene, betrogene und verarschte Belegschaft ohne eine belastbare Perspektive einfach so weiterarbeitet“, so Thal.

Die Entscheidung Ford Europa gegen Saarlouis sei weiterhin „wirtschaftlich nicht nachvollziehbar“. Das Konzept des Saarlouiser Werkes sei auch nach Sichtung weiterer Unterlagen im Rahmen des Wirtschaftsausschusses „eindeutig besser“.

Noch kein Plan B für Ford-Werk Saarlouis
Der Saarlouiser Betriebsrat wisse, dass das Ford-Management derzeit noch keinen „belastbaren und nachhaltigen“ Plan B für Saarlouis habe. „Das ist ein klares Versäumnis und auch Managementversagen. Eine Entscheidung gegen ein Werk zu treffen und keine Antwort für die Zukunft zu haben, ist eigentlich unfassbar und unerhört“, schreibt Thal. Der Saarlouiser Betriebsrat wolle keinen „Schnellschuss“ für das Werk, sondern erwarte ein „belastbares Zukunftskonzept“ vom Ford-Management.

Das Ford-Management plane bis Ende September, die internen Möglichkeiten unter dem Dach des US-Autobauers zu untersuchen und zu bewerten. Parallel fänden erste Gespräche und Besuche mit möglichen Investoren statt. Falls Ende September das Ford-Management zu dem Ergebnis komme, es gebe keine Ford-interne Alternative, sondern nur externe Lösungen, wäre dies ein erneuter „heftiger Schlag ins Gesicht der Belegschaft“. Das wolle der Saarlouiser Betriebsrat „auf keinen Fall“ akzeptieren.

Auf der nächsten Betriebsversammlung am 5. Oktober erwarte der Saarlouiser Betriebsrat, dass das Ford-Management ein oder mehrere „belastbare beschäftigungsintensive“ Geschäftsmodelle für Ford-interne Lösungen präsentiert.

Bis Ende des Jahres wolle das Ford-Management ein Zukunftskonzept entwickeln und bis Ende des ersten Quartals 2023 mit allen wesentlichen Akteuren – wie dem Betriebsrat und der saarländischen Landregierung – vereinbart haben.

Auch der Betriebsrat sei stark an einem „zügigen Prozess“ interessiert, denn die Saarlouiser Belegschaft benötige „Transparenz, Perspektiven und Sicherheit“ im Hinblick darauf, was in den kommenden Monaten und Jahren geschehen werde. „Wir brauchen zeitnah eine Antwort, wie es nach 2025 weitergeht. Es kann jedoch nicht darum gehen, hier nur schnell fertig zu werden“, betont Thal.
Autor: Saarbrücker Zeitung
erschienen am 31. August 2022 um 11:31 Uhr
Quelle:
https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saar-wirtschaft/saarlouis-ford-werk-mit-niedrigeren-fertigungszahlen-und-hohem-krankenstand_aid-76014869?fbclid=IwAR3FXIMuV4JLdUIqFkbMcMHDLvyvzJ1myAia4_uNZZqZHserw1dh_qQj1go