Bestürzung über das Aus für Fliesenwerk

07.07.2022

Angekündigte Einstellung der Produktion der Villeroy & Boch Fliesen GmbH schlägt in Merziger Politik hohe Wellen.

MERZIG | Der Schock sitzt tief in Merzig über das Aus für die Fliesenproduktion bei der Villeroy & Boch Fliesen GmbH. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Eczacibasi-Gruppe, zu der die Merziger Produktionsstätte seit 2007 gehört, das Werk im Laufe dieses Jahres schließen wird (die SZ berichtete).

Im Merziger Rathaus löste die Nachricht Bestürzung aus „Die Verlagerung der Produktion dieses alteingesessenen Traditionsunternehmens ist ein herber Verlust für unsere Stadt und die gesamte Region“, erklärte Bürgermeister Marcus Hoffeld. „Den größten Schaden tragen aber die rund 200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, so Hoffeld. Die Stadt werde daher Gespräche mit Geschäftsführung und Betriebsrat sowie dem saarländischen Arbeitsministerium führen, „damit Lösungen gefunden werden, die zeitnah den betroffenen Menschen eine berufliche Perspektive bieten“, verspricht der Bürgermeister. Bei der Stadt würden immer wieder Unternehmen vorstellig, die Hände ringend auf der Suche nach qualifiziertem Personal seien. Diesen Firmen neue Arbeitskräfte aus den Reihen der V&B-Fliesen-Belegschaft zu vermitteln, werde eine Aufgabe des Landes sein, die von der Kreisstadt unterstützt werden soll.

Trotz des Schocks über die Schließung und die damit verbundenen hohen Arbeitsplatzverluste für die Region zeigte sich der Rathauschef froh, dass zumindest die Verwaltung der V&B Fliesen GmbH ihre Arbeit zukünftig weiterhin in Merzig ausüben wird. So sollen rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Verwaltungsbereich in die „Neue Mitte Merzig“ in zentraler Innenstadtlage ziehen.

Einen „Zukunftspakt für den Standort“ schlägt die CDU Merzig vor. „Nachdem die Hiobsbotschaft mit Ford in Saarlouis bis nach Merzig hohe Wellen geschlagen hat und auch hier viele Familien in Ungewissheit getrieben wurden, ist eine erneute Schließung einer großen Produktionsstätte im Saarland sehr bedauerlich“, erklärte der Stadtverbandsvorsitzende Jürgen Auweiler. In der derzeitigen Krise und mit der großen Sorge vieler Menschen, die hohen Inflationskosten überhaupt noch stemmen zu können, sei der Verlust eines Arbeitsplatzes für die Betroffenen katastrophal. Eine Arbeitsplatzgarantie bis März 2023 sei nur ein schwacher Trost für die Beschäftigten. Die CDU Merzig hat nach eigenem Bekunden bis zum Schluss gehofft, dass die Produktionsstätte in Merzig erhalten bleibt. Auweiler weiter: „Obwohl die Verwaltung von V&B Fliesen in die neue Stadtmitte verlegt wird, bin ich persönlich geschockt und ernüchternd über die jetzige Entwicklung.“ Nun müsse die Kraft aller Verantwortlichen darauf konzentriert werden, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu helfen, ihre Arbeitskraft auch anderweitig anbieten zu können.

Autoren: Margit Stark und Christian Beckinger, Redaktion Merzig SAARBRÜCKER ZEITUNG
erschienen am 07.07.2022 Seite C1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/987901/14-15