Fünf Bewerber stellten sich über 400 Wählern

18.05.2024

Die Podiumsdiskussion von SZ und SR zur Bürgermeisterwahl in Weiskirchen am Mittwochabend stieß auf großes Interesse.

WEISKIRCHEN
Am 9. Juni wird in Weiskirchen ein neuer Bürgermeister gewählt. Amtsinhaber Wolfgang Hübschen (CDU) geht in den Ruhestand. Und die Frage, wer sein Nachfolger werden könnte, bringt offenkundig viele in der Gemeinde auf Trab: Bei der Podiumsdiskussion von Saarbrücker Zeitung und Saarländischem Rundfunk in der Hochwaldhalle interessierten sich am Mittwochabend rund 450 Zuschauer brennend dafür, was sie von ihren insgesamt fünf Bürgermeister-Kandidaten erwarten dürfen. Den Fragen von Christian Beckinger (SZ) und Kerstin Gallmeyer (SR) stellten sich Thorsten Willems (CDU), Stefan Conrad (SPD), Armand Scharf (FWG), Uwe Puhl (AfD) und Stephan Barth (parteiunabhängig). Auch Noch-Bürgermeister Hübschen hatte sich unter das Publikum gemischt, das nur zu gern die Gelegenheit nutzte, den Kandidaten selbst auf den Zahn zu fühlen.

Gut beraten waren die beiden Moderatoren, gleich zu Beginn feste Spielregeln zu definieren. Auch wenn die fünf Kandidaten allzu gerne das für alle geltende Zeitfenster bei ihren Beiträgen überschreiten wollten, schnitten Gallmeyer und Beckinger ihnen konsequent immer wieder das Wort ab. So lief nichts aus dem Ruder. Eingangs verblüfften die Moderatoren jeden Bewerber mit der Frage, wie er einem Pfingsturlauber im Hochwald davon überzeugen würde, dass gerade er der beste Bürgermeister für Weiskirchen wäre. Willems (CDU) durfte nach Losentscheid anfangen: „Ich bin jung und habe 15 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik gesammelt.“ Puhl (AfD) würde versuchen, als waschechter Weiskircher mit Unternehmer-Erfahrung zu punkten. Barth sagte: „Ich wohne zwar als Bauingenieur in Wadern, bin aber in Weiskirchen und seinen Ortschaften sozialisiert.“ Als Wanderführer würde Scharf den Urlauber darauf hingewiesen, dass ihn in Weiskirchen jeder von der Feuerwehr und aus dem Vereinsleben kennt. Und Conrad (SPD) – ebenfalls ein Feuerwehrmann – will einfach seine neue Wahlheimat voranbringen: „Hier ist nicht alles schlecht!“

Eher ans Eingemachte ging Beckinger mit der Frage, wie die Kandidaten Weiskirchens Problem Nummer eins, die stets klamme Gemeindekasse, angehen würden. Da sah Scharf eine Möglichkeit durch zusätzliche Gewerbegebiete. „Außerdem könnte die Gemeinde mit einem regionalen Strommarkt Geld verdienen.“ Mit einem lauten Stöhnen reagierte dagegen Puhl: „Wo sollen wir denn mehr Geld einnehmen? Da bin ich ratlos!“ Barth sah noch am ehesten die Chance auf ausgeglichene Haushalte, wenn der Kurort gemeinsam mit Wadern und Losheim gegen die Lastenverteilung des Landkreises in Sachen SHG-Pleite vor Gericht ziehen würde. „Außerdem darf die Landesregierung dem Kurort nicht obendrein den Kurorteansatz streichen.“ Dem stimmte auch Willems zu, der mit strengem Blick auf die anwesenden SPD-Abgeordneten von der Landesregierung mehr Hilfe für alle strukturell benachteiligten Kommunen einforderte. Conrad hielt dem als politischer Quereinsteiger entgegen, dass sich die erfolgreichen Unternehmen in der Gemeinde besser vernetzen und möglichst in allen Ortsteilen vorhandene Gewerbegebiete erweitert werden sollten.

Nach einem ersten Frageblock für die Besucher ging es um die Gesundheitsversorgung in der Kommune. Gallmeyer erinnerte in diesem Zusammenhang an den Lichtblick, der sich in Weiskirchen durch die Eröffnung einer zweiten Hausarztpraxis ergeben habe. Barth: „Das ist ein brennendes Thema. Wir leben in einer ärztlichen Diaspora im Hochwald.“ Er würde sich als künftiger Bürgermeister für ein medizinisches Grundversorgungszentrum in Weiskirchen einsetzen. Diesem Wunsch würde sich Willems ungern anschließen, weil es zwar wünschenswert, aber leider nicht realisierbar sei. Dem amtierenden Bürgermeister sei hoch anzurechnen, nach vielen Jahren endlich eine zweite Hausarztpraxis in den Kurort geholt zu haben. Scharf sähe es lieber, wenn sich die drei Hochwald-Gemeinden gemeinsam für eine entsprechende Gesundheitsvorsorge engagieren würden. Conrad spielte dagegen mit dem Gedanken, die vielen Fachärzte, die heute bereits in den CTT-Hochwald-Kliniken arbeiten, für eine breite Zusammenarbeit zu gewinnen. Von Puhl war dagegen einmal mehr nur ein lautes Stöhnen zu hören: „Was sollen wir da bloß machen?“

Zuletzt brachte Beckinger als Moderator eine gute Fee ins Spiel: „Was würden sie als zukünftiger Bürgermeister tun, wenn diese Fee ihnen einen Wunsch erfüllen würde?“ Scharf würde dann gerne seinen Traum Wahrheit werden lassen, die touristischen Angebote Weiskirchens im Hochwald als eigenständige Marke vermarkten zu können. Dem wollte Willems nicht widersprechen, schließlich sei der Kurort weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und geschätzt. Conrad präsentierte sich wieder als Teamplayer, der alle Mitbürger bei solchen Projekten mitnehmen würde. Barth würde gerne mehr in vernachlässigte Strukturen investieren, zum Beispiel in den Straßenbau. Viel Beifall erntete er für den Vorschlag, die Tiefenbohrung nach einer Thermalquelle in Weierweiler wieder fortzuführen. Eher brummig reagierte dagegen Puhl: „Bringt mir lieber die Fee mit viel Geld!“

Zum Schluss sollten die Kandidaten mitteilen, was sie als neuer Bürgermeister an ihrem ersten Arbeitstag und am letzten Tag ihrer Amtszeit tun würden. Conrad denkt daran, alle Mitbürger mitnehmen zu wollen. Scharf will, ebenso wie Puhl, am ersten Tag in einem Gespräch mit allen Mitarbeitern im Rathaus dafür sorgen, dass er zum Schluss seinem Nachfolger ein gut geführtes Haus übergeben kann. Barth will im Rathaus zunächst gute Pläne schmieden: „Über den letzten Tag würde ich mir noch keine Gedanken machen.“ Willems will angesichts des anstehenden Ausscheidens von drei Abteilungsleitern in der Verwaltung zunächst nach guten Entscheidungen suchen, die den Weiskirchern solide Finanzen und ein zufriedenes Leben bringen sollen.

Autor: DIETER ACKERMANN SAARBRÜCKER ZEITUNG
erschienen am 17.05.2024 Seite C1
Quelle: https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/1014033/14-15