„Verkehrspolitischer Aufbruch“

16.12.2021

Die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) hat am Donnerstag ihre Pläne für den ÖPNV vorgestellt. Erste deutliche Verbesserungen soll es schon im ersten Quartal 2022 geben.

Die Tarifreform, die zum 1. Juli gestartet ist und vor allem bei Schülern, Azubis und Senioren bereits zu steigenden Abo-Zahlen geführt hat, soll nur der Auftakt sein, um den öffentlichen Nahverkehr im Saarland attraktiver zu machen.

VERKEHRSMINISTERIN ANKE REHLINGER (SPD) SPRICHT VON EINEM „VERKEHRSPOLITISCHEN AUFBRUCH. „WIR MACHEN JETZT ERNST, WENN ES DARUM GEHT, DEN ÖPNV IM LAND VORANZUGEHEN“

Die Pläne, was nun konkret geplant ist und wie es weitergehen soll, stellte sie am Donnerstag vor. 

REAKTIVIERUNG STILLGELEGTER BAHNSTRECKEN

Das Land lässt von einem Ingenieurbüro, das in wenigen Tagen offiziell den Auftrag erhalten wird, jene Strecken im Detail prüfen, die bei einer groben Nutzen-Kosten-Abschätzung gut abgeschnitten haben: Saarbrücken – Fürstenhausen – Großrosseln (Rosseltalbahn), Überherrn – Fürstenhausen/Völklingen (Bisttalbahn), Merzig – Losheim (ehemalige Merzig – Büschfelder Eisenbahn), Dillingen/Saarlouis – Schmelz – Wadern bzw. Dillingen/Saarlouis – Lebach-Jabach (Primstalbahn) und Homburg (Schwarzenacker) – Blieskastel (Bliestalbahn). Das Ingenieurbüro wird sich gemeinsam mit den betreffenden Kommunen mögliche Trassen, Stationen und Betriebsablauf anschauen. Überprüft werden die technische Machbarkeit, die volkswirtschaftlichen Tragfähigkeit und die Finanzierbarkeit. Die Machbarkeitsstudie soll im Spätsommer 2023 vorliegen. Überwiegt unter dem Strich der Nutzen einer Streckenreaktivierung die Kosten, können beim Bund Fördermittel von bis zu 90 Prozent der Kosten beantragt werden. Bis die Planungs- und Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind und auf einer reaktivierten Strecke tatsächlich Züge fahren, wird es aber noch dauern. Auf „mindestens fünf bis zehn Jahre“ selbst bei optimalem Ablauf schätzt das Verkehrsministerium die Dauer.

S-BAHN-NETZ IM SAARLAND

Die Verbindungen von Eisenbahn und Saarbahn sollen zu einem abgestimmten S-Bahn-Netz verdichtet werden. Auch dazu soll eine Studie erstellt werden, die im Spätsommer 2023 fertig sein soll. Hier soll unter anderem geprüft werden, wo genau es einen Bedarf zum Ausbau im bestehenden Netz gibt. Zusätzlich sollen weitere Haltepunkte für das zukünftige S-Bahn-Netz untersucht werden.

GRENZÜBERSCHREITENDER BAHNVERKEHR

Zum Fahrplanwechsel Ende 2025 werden deutliche Verbesserungen in Kraft treten. Auf der Strecke Saarbrücken – Metz soll die Zahl der Verbindungen von 104 auf 123 steigen, auf der Strecke Saarbrücken – Straßburg von 14 auf 54 und auf der Strecke Trier – Metz von 4 auf 54 (alles Direktverbindungen). Gemeinsam mit Luxemburg und Rheinland-Pfalz hat das Saarland zudem eine Studie in Auftrag gegeben, Möglichkeiten einer umsteigefreien Verbindung auf der bestehenden Strecke Saarbrücken – Konz – Luxemburg ermitteln soll.

BUSVERKEHR

Zum 1. März 2022 gehen drei neue Expressbus-Linien an den Start: X1 (Merzig – Losheim am See – Wadern), X5 (Lebach – Dillingen – Saarlouis) und X6 (Neunkirchen – Spiesen – St. Ingbert). Dabei handelt es sich um schnelle Verbindungen, die vor allem für Berufspendler attraktiv und von der Fahrzeit her konkurrenzfähig zum eigenen Auto sein sollen. Die Busse halten nicht in jedem Ort und fahren teilweise über Umgehungs- und Schnellstraßen. Ebenfalls zum 1. März 2022 startet der Plusbus, ein ganztägiges Angebot, das ebenfalls ohne Umwege zentrale Orte miteinander verbinden soll, die nicht per Bahn angebunden sind. Werktags soll der Plusbus mindestens alle 60 Minuten fahren, sonntags mindestens alle 120 Minuten. Die neun bereits bestehenden, überregionalen R-Linien werden auf Plusbus-Standard gebracht und vor allem abends und an Wochenenden öfter fahren.

BAHNHÖFE

Innerhalb dieses Jahrzehnts sollen 25 Bahnhöfe modernisiert und barrierefrei ausgebaut werden. Dafür stehen von Bahn und Land insgesamt 167 Millionen Euro zur Verfügung. Nach dem Umbau soll die Sicherheit und Aufenthaltsqualität steigen. Dabei sollen kommunale Ordnungsämter, Sicherheitskräfte und Verkehrsunternehmen zusammenarbeiten. Ziele sind regelmäßige Streifen, eine bessere Beleuchtung und die zügige Beseitigung von Vandalismusschäden.

Autor: Daniel Kirch SAARBRÜCKER ZEITUNG Chefkorrespondent Landespolitik
erschienen am 
16. Dezember 2021 um 11:32 Uhr
Quelle:

https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/landespolitik/bahnen-und-schnell-busse-plaene-fuer-einen-besseren-oepnv-im-saarland_aid-64661999