
LOSHEIM AM SEE | Rund 700 Selbsthilfegruppen gibt es im Saarland, davon 80 im Landkreis Merzig-Wadern. Es ist kein Zufall, dass der erste Selbsthilfetag des Kreises in der Gemeinde Losheim stattfand. Die Organisatoren, die IKK und die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland, wählten diesen Standort, weil in Losheim bereits sehr viel für Prävention und Gesundheitspflege getan wird. So läuft seit einiger Zeit die Aktion „Losheim lebt gesund“ mit Projektleiterin Christine Kuhn, die die Bürger für Gesundheit und Nachhaltigkeit im Alltag sensibilisiert. „Hilfe zur Selbsthilfe ist die beste Hilfe, die es gibt“, erklärte Bürgermeister Helmut Harth, der Aussteller und Gäste am Stausee begrüßte.
Die Schirmherrin der Veranstaltung, Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, staunte über die große Vielfalt der überwiegend ehrenamtlich organisierten Gruppen: „Wenn sich nur die Behörden um diese Dinge kümmern würden, so wäre das bei Weitem nicht ausreichend.“ Auch bliebe dabei die Begegnung von Mensch zu Mensch auf der Strecke. Sie würdigte all die engagierten Teams, die auch während der Corona-Pandemie durchgehalten und die Kontakte, notfalls auch online, aufrecht erhalten hatten.
Auch der saarländische Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit, Dr. Magnus Jung, zeigte sich beeindruckt: „Solche Gruppen senken die Schwelle für Bürgerinnen und Bürger, über ihre Probleme zu sprechen oder auch selber Hilfe anzubieten.“ Darüber hinaus sei es eine sehr heilsame Erkenntnis, dass es auch andere Betroffene gibt und man mit seiner Krankheit oder seinen Problemen nicht alleine da steht.
Ebenso wie die Landrätin lobte er das große ehrenamtliche Engagement, betonte aber gleichzeitig, dass dieses Politik und Verwaltung nicht von der Verpflichtung entbindet, für eine gute Infrastruktur zu sorgen. Lobende Worte fand er für die Gemeinde Losheim, die sich das Thema Gesundheit auf ihre kommunalpolitische Fahne geschrieben habe.
Ähnlich äußerte sich Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstandsvorsitzender der IKK Saarland. Mit ihrer Initiative „Losheim lebt gesund“ sei die Kommune eine „Gesundheitshochburg“ im Saarland und übe eine starke Vorreiterfunktion aus.
Bundesweit erkranken täglich rund 1600 Menschen an vermeidbaren Leiden wie Bluthochdruck, Adipositas und Diabetes II. In Losheim und im gesamten Kreis Merzig-Wadern werde viel dafür getan, diesen Negativtrend rückläufig zu machen.
An den Ständen herrschte reger Publikumsverkehr. Viele Gruppen bilden eine Anlaufstelle für Krebserkrankungen. So gibt es zwei Treffs für betroffene Frauen in Saarlouis und Merzig. Man kommt einmal im Monat zusammen, tauscht sich aus, unternimmt etwas gemeinsam. Auch Männer mit Prostatakrebs und Menschen, die nach einer Darm-OP mit einem Stoma zurechtkommen müssen, haben eine Anlaufstelle. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden geschult, damit sie den Betroffenen und ihren Angehörigen bestmöglich beistehen können.
Am Stand „Trans Anders Merzig“ steht Chris oder Chrissy. Im Gespräch hat man einen Menschen vor sich, der es begrüßt, dass die Gesellschaft sich allmählich für Leute öffnet, die sich nicht alleine über ihr Geschlecht definieren. „Das Wichtigste an jedem Einzelnen ist doch seine Art, mit sich selbst, mit seinem Alltag und seinen Mitmenschen umzugehen.“
„Selbsthilfe Seelenlaute“ steht über einem anderen Zelt. Gangolf Peitz und seine Mitstreiter kümmern sich um die seelische Gesundheit und versuchen den leidigen Begriff „Psychische Erkrankung“ nach Möglichkeit zu vermeiden.
An weiteren Ständen waren die „Bauchfreunde Lebach“ vertreten (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen), die Waderner Gruppe „Halt und Hoffnung“, der Kreisverband des Deutschen Diabetikerbundes, die Diabetes-Sportgruppe Saarland, die Deutsche Rheuma-Liga, der Kreuzbund Merzig („Gemeinsam Sucht überwinden“) und die Selbsthilfegruppe „KOMPASS“, die durch einen Wegweiser zur Gesundheit Betroffenen dabei hilft, aus einer Depression herauszufinden.
Ein ansprechendes Rahmenprogramm, zu dem auch eine Kräuterwanderung gehörte, rundete die Veranstaltung ab. Für flotte Musik sorgte der MV Losheim unter der Leitung von Thomas Graf.
Autor: Ute Keil
erschienen am 27.07.2022 Seite C3
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/988689/16-17
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