Über zwölf Millionen Euro für Strukturwandel

26.01.2023

Auch für die nächsten Jahre steckt die Europäische Union einen größeren Millionen-Betrag in die Förderung des ländlichen Raumes.

LEBACH | Jetzt ist es auch ganz offiziell: Das Saarland wird ab diesem Jahr fast flächendeckend vom sogenannten Leader-Programm der Europäischen Union profitieren können. Insgesamt mehr als 12,5 Millionen Euro sollen aus dem europäischen Förderprogramm in die Entwicklung des ländlichen Raumes innerhalb des Saarlandes fließen.

Im Rahmen einer Feierstunde überreichte die saarländische Umweltministerin Petra Berg den Vertretern der fünf saarländischen Leader-Regionen im neuen Ökozentrum des BUND Saar in Lebach jetzt ihre offiziellen Anerkennungsurkunden. Gleichzeitig unterschrieben alle Beteiligten eine gemeinsame Absichtserklärung, in der für die Zukunft eine engere Zusammenarbeit der fünf Regionen untereinander vereinbart wurde.

„Wir waren hier mit den vier bestehenden Regionen bereits auf einem guten Niveau“, erklärte Berg im Rahmen der Feierstunde. Mit der neuen fünften Leader-Region Saarmitte8 habe man jetzt einen „guten Lückenschluss im Saarland“, wodurch fast alle Saar-Kommunen von europäischen Fördergeldern profitieren könnten, so Berg im SZ-Gespräch.

Bereits im vorherigen Jahr hatten sich die acht Kommunen Nalbach, Dillingen, Schmelz, Lebach, Saarwellingen, Illingen, Eppelborn und Heusweiler zur sogenannten Saarmitte8-Region zusammengeschlossen. Anfang des Jahres hatten die acht Kommunen zudem einen gemeinsamen Verein gegründet , der jetzt die insgesamt 2,5 Millionen Euro Fördergelder – die auch jeweils die anderen vier bereits etablierten saarländischen Leader-Regionen Kulani St. Wendeler Land, Land zum Leben Merzig-Wadern, Warndt-Saargau und die Biosphäre Bliesgau erhalten – verwalten soll. Mit dem Geld sollen bis einschließlich 2027 gezielt Projekte für die Entwicklung des ländlichen Raumes vor Ort gefördert werden. „Das heißt, die Bürgerinnen und Bürger können jetzt das umsetzen, was ihnen am Herzen liegt und was sie als wichtig für ihr Dorf und ihren Ort sehen“, erklärt Berg. Gleichzeitig hätten die Regionen vor Ort auf diese Weise weitere Planungssicherheit.

Für den Vorsitzenden des neuen Saarmitte8-Vereines, den Nalbacher Bürgermeister Peter Lehnert, gilt es jetzt jedoch erst einmal die neue Region auch handlungsfähig zu machen, damit die Ideen der Bürger auch umgesetzt werden können. Dafür werde nun analog zu den bereits etablierten Leader-Regionen im Saarland ein sogenannter Regionalmanager gesucht. Dieser soll dann Privatpersonen als auch Vereine bei der Antragsstellung unterstützen, als auch deren Umsetzung vor Ort fördern. Sollte hierfür zeitnah jemand gefunden werden, könnten es laut dem Nalbacher Bürgermeister dann auch recht schnell losgehen. „Wir hoffen, dass wir mit den ersten Projekten noch in 2023 starten können“, erklärt Lehnert gegenüber unserer Zeitung.

Bereits in den 90er Jahren hatte das Saarland – damals zunächst noch mit nur einer Leader-Region – vom Leader-Modell der EU-Kommission profitieren könne.

Und auch wenn der Verwaltungs- und Kontrollaufwand laut Umweltministerin Berg seitdem zugenommen habe und die Vorgaben der EU „eine gewisse Bürokratie bedingen“: In der gerade zu Ende gegangenen Förderperiode von 2014 bis 2022 konnten in vier Leader-Regionen mit einer Zuwendungssumme von über neun Millionen Euro und ausgelösten Gesamtinvestitionen von über zwölf Millionen Euro „insgesamt 178 auf die Regionen zugeschnittene und innovative Projekte auf den Weg gebracht“ werden.

Hinzu kämen noch einmal rund 300 Kleinstprojekte, die durch das Förderprogramm des Bundeslandwirtschaftsministeriums, der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ – kurz GAK – auf den Weg gebracht und ohne dieses „schlicht nicht möglich gewesen wären“, stellt Berg in diesem Zusammenhang fest.

Nicht nur unter den fünf Leader-Regionen untereinander, auch grenzübergreifend soll der Strukturwandel im ländlichen Raum laut Umweltministerin Berg jetzt angegangen werden. So arbeite man derzeit nicht nur an Kooperationen mit anderen deutschen Leader-Regionen, sondern wolle diese auch mit Regionen aus Luxemburg und Frankreich in die Tat umsetzen.

„Dann kann Leader auch ein lebendiger Beweis für den europäischen Gedanken sein und den inneren Zusammenhalt dieses so wichtigen Staatenbundes weiter stärken“, erklärte die Ministerin mit Blick auf die Feierlichkeiten anlässlich 60 Jahre Élysée-Vertrag .

Autor: TOM PETERSON SAARBRÜCKER ZEITUNG
erschienen am 26.01.2023 Seite C1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/995819/14-15