Neben Enttäuschung gibt es auch Hoffnung

20.01.2023

Wie geht’s weiter auf dem früheren Kaufland-Gelände in Merzig? Die Frage ist seit Mittwoch offener denn je.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass Globus von seinen Plänen abrückt, sich in Merzig anzusiedeln. Die Zuversicht, dass auf dem früheren Kaufland-Areal ein neues Einkaufszentrum entsteht, bleibt dennoch bestehen. Der Rückzug wird als Chance für andere Bewerber bewertet.

Ob in der Kommunalpolitik der Kreisstadt oder bei den Merziger Händlern: Die Nachricht, dass Globus einen Rückzieher macht, hat am Mittwoch eingeschlagen wie eine Bombe. Spekulationen, dass sich das Warenhaus doch nicht auf dem ehemaligen Kaufland-Gelände in Merzig ansiedelt, hatten nach den Worten von Peter Schill in der Vergangenheit öfter die Runde gemacht – Behauptungen, die laut dem Vorsitzenden des Vereins für Handel und Gewerbe (VHG) lange Zeit nicht der Wahrheit entsprochen hatten. „Von dem Mietvertrag mit der Erbengemeinschaft, der das Hauptgrundstück in diesem Bereich der Rieffstraße gehört, ist Globus erst aktuell zurückgetreten“, sagt er. Verwundert hat ihn nach seinem Bekunden schon, dass bislang noch kein Bagger auf dem Gelände gesichtet wurde. Normalerweise arbeite das Unternehmen seine Pläne schnell ab. Nur zu gerne hätte die Händlergemeinschaft nach dem Bekunden von Schill gesehen, wenn sich Globus dort niedergelassen hätte. „Eine Ansiedlung hätte Merzig gutgetan.“

Viele Bewohner aus der Kreisstadt setzten sich ins Auto, um in dem Warenhaus in Losheim ihre Einkäufe zu erledigen – eine Sache, die weggefallen wäre, wenn sich der Markt in der Kreisstadt angesiedelt hätte. „Globus hätte auch Menschen in die Stadt gelockt, die ansonsten womöglich nach Losheim oder Saarlouis in die dortigen Märkte gegangen wären“, sagt Schill.

Dass Bürgermeister Marcus Hoffeld und Beigeordneter Christian Bies mit Interessenten namhafter Einkaufsmärkte im Gespräch seien, stimme ihn optimistisch. Denn generell begrüße die Kaufmannschaft eine Ansiedlung eines Marktes in diesem Eingangsbereich von Merzig. „Kaufland hat viele auswärtige Kunden angezogen – Franzosen und Luxemburger beispielsweise.“ In der Regel hätten die meisten es nicht beim Besuch in der Rieffstraße belassen, sondern hätten ihre Besorgungen in die Innenstadt ausgedehnt. Daher wünschen sich Schill und seine Mitstreiter einen Nachfolger, der statt Globus dort einzieht. Allerdings nennt der VHG-Vertreter eine Bedingung: Die Fläche des neuen Einkaufsmarktes dürfe nicht größer sein als die des ehemaligen Kaufland, um nicht die Geschäfte in der Innenstadt unter Druck zu setzen. Mit den Verantwortlichen aus dem Rathaus steht der VHG laut Schill ständig in Kontakt. In die Verhandlungen zwischen den Vertragspartnern sei man bislang nicht involviert worden. „Da es sich um private Hand handelt, können wir nur Empfehlungen aussprechen. Dafür würden wir zur Verfügung stehen.“

„Einerseits ist es dramatisch“ kommentiert Merzigs Ortsvorsteher Alexander Boos die Kehrtwende von Globus, sich nun doch nicht auf dem ehemaligen Kaufland-Gelände anzusiedeln. „Es ist ein großer Verlust für die Stadt“, sagt der Kommunalpolitiker, der auch Mitglied der CDU-Stadtratsfraktion ist. Dabei haben Bürgermeister Marcus Hoffeld und der Beigeordnete Christian Bies nach seiner Ansicht alles getan, um diese Ansiedlung zu einem Erfolg werden zu lassen. „Obwohl sie keine Eigentümer oder Vertragspartner sind, haben sie alle Anstrengungen unternommen, damit das Warenhaus auf dem ehemaligen Kaufland-Gelände niederlässt. Der Verwaltungschef und der Beigeordnete haben sich in die Verhandlungen eingebracht, Kontakte gesucht, zwischen allen Beteiligten vermittelt, ihnen Unterstützung zugesagt und gewährt sowie den Prozess begleitet“, zählt Boos auf.

„Warum Globus von seiner Idee, sich in Merzig anzusiedeln, Abstand genommen hat, weiß das Unternehmen allein“, sagt er. Es liege ihm fern, über mögliche Gründe zu spekulieren. Nach seiner Auffassung muss es das Ziel der Merziger sein, einen ebenbürtigen Ersatz für Globus zu finden. Es dürfe nicht sein, dass das Gelände lange brachliege und nicht für eine neue Ansiedlung genutzt werde.

Nach Ansicht des Ortsvorstehers bietet dieser Rückzug aber auch die Chance für andere Bewerber, sich in der Kreisstadt anzusiedeln. Dafür engagiere sich die Verwaltungsspitze und sei in intensiven Gesprächen und im Austausch mit den Eigentümern sowie Interessenten. „Wir vom Merziger Stadtrat haben die Flächen der früheren Autobahn- und Straßenmeisterei und die Freifläche östlich vom früheren Kaufland in einen neu aufzustellenden Bebauungsplan aufgenommen“, sagt Boos. „Wir wollten mit dem Schritt verhindern, dass das Umfeld gefährdet wird und Fakten geschaffen werden, während auf den betroffenen Flächen ein B-Plan neu aufgestellt wird. Auf diese Weise sind wir gewiss, dass die Stadt das Heft in der Hand hat.“

Autorin: MARGIT STARK SAARBRÜCKER ZEITUNG
erschienen am 20.01.2023 Seite C1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/995587/14-15