Klares Nein zum Ausbau des Akw Cattenom

15.03.2023

In Frankreich ist aktuell in der Diskussion, dass auf dem Gelände des Atomkraftwerkes Cattenom zwei neue Reaktoren errichtet werden könnten. Dem hat der Perler Gemeinderat jetzt eine klare Absage erteilt.

PERL |Der Idee, auf dem Gelände des Atomkraftwerks Cattenom neue Reaktoren zu bauen, hat der Perler Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung eine klare Absage erteilt. SPD-Fraktionschef Michael Fixemer hatte den Antrag eingebracht, wonach sich alle Ratsmitglieder des Gemeinderates in einer Resolution gegen das mögliche Vorhaben des Betreibers EDF aussprechen sollen. Vor kurzem hatte der Bürgermeister von Cattenom, Bernard Zenner, sich öffentlich für den Bau von zwei neuen Reaktoren stark gemacht und deutschen Medien bestätigt, dass er auf dem Gemeindegelände schon seit 2016 Flächen für zwei weitere Atomreaktoren reserviert hat.

Das stößt in der saarländischen Nachbargemeinde Perl auf wenig Gegenliebe, wie die jetzt beschlossene Resolution deutlich macht. Schon häufig hatte das Kernkraftwerk, das 1986 in Betrieb gegangen war, durch Störfälle und Probleme Schlagzeilen gemacht. Zudem soll die Gemeindeverwaltung, so beschloss der Rat jetzt ebenfalls, auf Nachbarkommunen im Dreiländereck zugehen und für eine Unterstützung ihres Anliegens werben. Bürgermeister Ralf Uhlenbruch hat nach eigenen Worten die Forderung des Sozialdemokraten um die Absichtserklärung erweitert, die die CDU-Fraktion nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 in den Rat eingebracht hatte.

Einstimmig hatten die Fraktionen Landesregierung und Bundesregierung seinerzeit aufgefordert, sich an zuständiger Stelle umgehend für die Abschaltung des Kernkraftwerkes in Cattenom einzusetzen. Zur Begründung hieß es damals: „Die aktuelle Situation in Japan macht deutlich, dass diese Technologie nicht beherrschbar ist. Die Störfälle in den letzten Monaten in Cattenom zeigen, dass die Sicherheit der Bevölkerung in der Region gefährdet ist.“

Auf die Frage von Michael Fixemer, ob es bereits Unterstützung aus den benachbarten Kommunen gebe, antwortete der Verwaltungschef: „Von den Luxemburgern gibt es Unterstützung, von den Lothringern nicht.“ 23 Ratsmitglieder stimmten der Resolution bei einer Enthaltung zu.

Derweil kritisierte Karl-Heinz Raczek von der Grünen-Fraktion die Dimensionen des Schildes, das auf eine Ablehnung des Atomkraftwerkes durch die Perler Bürger aufmerksam machen soll. Mitte Juli 2016 hatte er unter anderem gefordert, auf einer entsprechenden Tafel am Ortseingang Perl die Ablehnung der Anlage in deutscher und französischer Sprache publik zu machen: „Die Bürger wünschen die schnellstmögliche Abschaltung der Atomzentrale Cattenom“, schlug er als Text vor. „Nur wenn ein Protest, ein Wille sichtbar wird, kann er Einfluss auf Entscheidungsprozesse nehmen“, begründete er damals seinen Vorstoß.

Auf dem Schild, das auf diesen Vorstoß hin in der Bahnhofstraße aufgestellt worden ist, ist in deutscher und französischer Sprache zu lesen: „Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Perl wünschen die schnellstmögliche Abschaltung der Atomzentrale Cattenom – Les citoyens de la commune des Perl souhaitent la fermeture de la centrale nucleaire de Cattenom au plus vite.“ Unterzeichnet wurde mit „Der Gemeinderat Perl“. Die Ausführung des Schildes, das im sozialen Netzwerk Facebook als „Schild-Bürger“ verspottet wurde, nannte er sehr dürftig. „Dann müssen wir nachsteuern“, entgegnete der Verwaltungschef.

Autorin: MARGIT STARK SAARBRÜCKER ZEITUNG
erschienen am 15.03.2023 Seite C1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/997719/14-15