
MERZIG-WADERN | Einer der prägenden Köpfe in der Kulturlandschaft des Kreises ist von der Bühne abgetreten: Am Freitagabend wurde in der Saarschleifenlodge bei Dreisbach Michael Rauch, langjähriger Mitarbeiter und zuletzt Geschäftsführer des Kreis-Kulturzentrums Villa Fuchs, in den Ruhestand verabschiedet. Zahlreiche Repräsentanten aus der Kreispolitik sowie langjährige Weggefährten verabschiedeten den Merziger, der seit 31 Jahren für die Villa Fuchs tätig gewesen war.
Und das bescherte dem Familienvater, der unlängst Großvater geworden ist, viele lobende Worte. Ex-Kultusminister Jürgen Schreier, seit 2016 Vorsitzender des Villa-Fuchs-Trägervereins, konstatierte: „Michael Rauch war und ist ein wichtiger Mann im Kulturleben des Kreises und darüber hinaus.“ Seit seinem Einstieg bei der Villa Fuchs 1991 habe Rauch sich für ein niveauvolles und zugleich für jedermann zugängliches Kulturangebot im Kreis stark gemacht. „Kultur für alle, aber sie darf nicht beliebig sein“, sei stets Rauchs Devise gewesen, sagte Schreier, „und die habe ich komplett geteilt“. Neben der Pflege grenzüberschreitender kultureller Kontakte sei die Villa Fuchs auch im sozialen Bereich stark engagiert gewesen, etwa mit Videoprojekten für benachteiligte gesellschaftliche Gruppen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sei die Kulturpartnerschaft mit der Stadt Merzig gewesen, „die dazu beigetragen hat, das kulturelle Profil der Stadt zu schärfen“. Rauch habe kein elitäres Verständnis von Kultur gepflegt, sondern auf Abwechslungsreichtum kombiniert mit Anspruch gesetzt, sagte Schreier. „Seine Kulturarbeit war ausgewogen, sie hat gefallen, ohne gefällig zu sein.“
Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich blickte zurück in die Geschichte der Villa Fuchs, die 1987 als Verein mit dem Namen „Schule für Gestaltung“ gegründet worden war. 1991 war Michael Rauch als Leiter des Medienzentrums, der Nachfolgeeinrichtung der aufgelösten Kreis-Bildstelle, zur Villa Fuchs gestoßen. „Viele wussten anfangs nicht so recht, was sie mit der Villa Fuchs anfangen sollten“ sagte Schlegel-Friedrich, die zugleich betonte, dass sie das Kreis-Kulturzentrum über all die Jahre „aus unterschiedlichsten Perspektiven“ begleitet habe – mal als Abgeordnete und Mitglied des Vorstandes der Villa Fuchs, mal als Wirtschafts-Staatssekretärin, zuletzt als Landrätin. Und damit in maßgeblicher Funktion, denn der Landkreis sei quasi die Dienstaufsicht des Kreis-Kulturzentrums. Zudem ist der Kreis Mitglied im Villa-Fuchs-Trägerverein und Kooperationspartner. Dass es der Villa Fuchs gelungen sei, dass mittlerweile alle Kreis-Kommunen außer Wadern ebenfalls dem Trägerverein angehören, sei deren eigentlicher Erfolg. Schlegel-Friedrich lobte die Arbeit der dort tätigen Menschen rund um Michael Rauch: „Wir können dank der Villa Fuchs kreisweit ein Kulturprogramm anbieten, das seinesgleichen sucht.“ An den scheidenden Geschäftsführer richtete die Landrätin sehr persönliche Worte: „Es ist für manchen irgendwie komisch, wenn einer, an den man sich so gewöhnt hat, nach 31 Jahren in den Ruhestand tritt.“
Michael Rauch selbst blickte mit viel Stolz auf seine drei Jahrzehnte beim Kreis-Kulturzentrum zurück: „Es war eine richtig geile Zeit!“, sagte er. Dabei seien diese 31 Jahre kein Pappenstiel gewesen: „Es war teilweise sehr aufregend, und zwischendurch habe ich auch mal gezweifelt.“ Es sei großartig, etwas zu tun, woran sich die Menschen erfreuen können, bekundete Rauch. Er bedankte sich explizit bei Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, die sich nicht nur in ihrer jetzigen Funktion stark für die Villa Fuchs eingesetzt habe, und bei dem derzeitigen Vorsitzenden Jürgen Schreier, ohne dessen Engagement die Villa Fuchs heute nicht da stünde, wo sie steht. Rauch sagte weiter, er sei froh, dass es gelungen sei, nahezu alle Kommunen im Kreis von der Arbeit der Villa Fuchs zu überzeugen. „Eine Einrichtung wie wir kann nur bestehen, wenn sie von einem breiten politischen Konsens getragen wird.“
Es galt auch, schmerzhaft Abschied zu nehmen. Mit erkennbarem Wehmut blickte er auch zurück auf seinen Vorgänger im Amt des Geschäftsführers, Johannes Dostert, der Anfang 2016 plötzlich und unerwartet verstorben war. „25 Jahre haben Johannes und ich zusammengearbeitet und vieles auf den Weg gebracht, was heute noch Bestand hat.“ Sein unerwarteter Tod 2016, kurze Zeit nach dem Tod des damaligen Villa-Fuchs-Vorsitzenden Günter Mann, sei ein „doppelter Keulenschlag“ gewesen, den er nur schwer habe überwinden können, bekannte Rauch. Doch es sei ihm in den sechs Jahren, in denen er die Geschäftsführung übernommen habe, gelungen, ein neues Team mit Andrea Zimmer, Nina Behr und Jennifer Mayer aufzubauen, auf das er stolz sei: „Andrea, Nina, Jenny, ihr seid alle großartig!“
An seine Nachfolgerin gerichtet sagte er: „Ich bin mir bei Andrea Zimmer ziemlich sicher, dass sie das Team zusammenhalten wird.“ Und ehe er die Gäste zu Musik von dem Duo Solexx zu Essen und Getränken einlud, verabschiedete sich der langjährige Villa-Fuchs-Macher auf ebenso unprätentiöse wie charakteristische Weise, nämlich mit ein paar wenigen Buchstaben: „Tschüss!“
Autor: CHRISTIAN BECKINGER
erschienen am 31.10.2022 Seite C1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/992435/16-17
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