„Es gab und gibt Kontakt von uns zu Kaufland“

27.01.2023

Der Bürgermeister von Merzig bezieht Stellung zum Scheitern der Globus-Ansiedlung – und warum er dies auch als Chance sieht.

INTERVIEW MARCUS HOFFELD

Wie groß ist die Enttäuschung bei Ihnen, dass es nun doch nicht klappen wird mit der Ansiedlung eines Globus-Marktes in Merzig?

HOFFELD Ich bedauere, dass es nicht zur Ansiedlung eines Globus-Marktes im Eingangsbereich der Merziger Innenstadt kommt. Obwohl es in den vergangenen Monaten gute und vertrauensvolle Gespräche gab, ist es schade, dass Globus das Vorhaben letztlich nicht verwirklichen wird.

Sie waren seitens der Stadt Merzig in die vielfältigen Gespräche mit eingebunden gewesen, die es in den vergangenen Monaten zwischen den beteiligten Seiten gegeben hat. Gab es einen Punkt, an dem Sie selbst den Gedanken hatten: „Das könnte schwierig werden mit der Ansiedlung“?

HOFFELD | Ja, den gab es. Mitte des letzten Jahres hatte ich ein komisches Bauchgefühl. Das hing damit zusammen, dass aus meiner Sicht die Planung stockte. Die Planung wurde meiner Wahrnehmung nach seitens Globus nicht mehr so entschlossen weiterentwickelt, wie ich das vorher erlebt habe. Ich hatte Globus damals auch aktiv auf meine Wahrnehmung angesprochen. Die Verantwortlichen sagten damals aber zu, das Vorhaben umzusetzen.

Wo waren aus Ihrer Sicht die größten Hindernisse, die letztlich dazu geführt haben, dass Globus nun doch von dem Vorhaben abgerückt ist?

HOFFELD | Letztlich kann nur Globus diese Frage beantworten. Wir wissen, dass die Eigentums- und Vertragsverhältnisse kompliziert sind. Laut Globus ist dies auch der Grund für den Rückzug von der Planung.

Inwieweit war es Ihnen als Stadt Merzig überhaupt möglich, Einfluss auf den Verlauf der Gespräche zu nehmen? Die Stadt war ja weder Eigentümer der Fläche noch potenzieller Mieter davon.

HOFFELD | Streng genommen hatten wir auf den Verlauf und insbesondere auf den Ausgang der Gespräche keinen tragenden Einfluss, da wir weder auf die Vertragsinhalte, noch auf den Abschluss einwirken können. Wir sind als Kreisstadt Merzig eben kein Vertragspartner. Uns ist es aber sehr daran gelegen, dass dort ein hochattraktiver Einkaufsmarkt entsteht. Daher standen und stehen wir seit geraumer Zeit permanent im Austausch mit der Erbengemeinschaft, mit Globus und weiteren Betreibern von Märkten, die sich in Merzig ansiedeln wollen.

Was bedeutet das vorläufige Scheitern der Ansiedlung für die Stadt Merzig?

HOFFELD | Es ist schade, dass das Vorhaben nicht umgesetzt wird. Die jüngste Entwicklung bietet aber auch eine Chance für andere Mitbewerber von Globus, die unbedingt in Merzig einen Einkaufsmarkt eröffnen wollen. Ich bin daher zuversichtlich, dass sich eine gute Lösung finden und ein attraktiver Markt in diesem Bereich ansiedeln wird.

Seitens der Stadt wurde im Oktober 2022 ein Bebauungsplanverfahren in Gang gesetzt, um den Bereich der Rieffstraße, zu dem auch ein Teil des ehemaligen Kaufland-Areals gehört, neu zu überplanen. Wird dieses B-Plan-Verfahren ungeachtet der jüngsten Entwicklungen weitergeführt? Wenn ja, was sind die Gründe dafür?

HOFFELD | Wir werden das Verfahren weiterführen. Für die allermeisten Flächen in der Rieffstraße gibt es aktuell keinen Bebauungsplan, also keine planungsrechtliche Grundlage. Neben der ehemaligen Kauflandfläche, der Fläche am Bahndamm, einer Restfläche neben Lidl gibt es mit der ehemaligen Fläche des Landesbetriebs für Straßenbau eine weitere Fläche, die zur Disposition steht. Daher macht die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gesamtareal Sinn, da nur so eine abgestimmte, homogene und städtebaulich geordnete Entwicklung erfolgen kann.

Sie haben sich in einer ersten Stellungnahme zuversichtlich gezeigt, dass es trotzdem gelingen wird, auf dem zurzeit brach liegenden ehemaligen Kaufland-Areal wieder einen attraktiven Einkaufsmarkt anzusiedeln. Worauf stützen Sie diesen Optimismus?

HOFFELD | Sowohl dieser Bereich als auch die Kreisstadt Merzig insgesamt gesehen sind sehr attraktiv. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass mehrere Unternehmen in den letzten Tagen ihr Interesse an der Umsetzung eines Einkaufsmarktes angemeldet haben. Es gab auch Mitbewerber von Globus, die uns bereits in den letzten Monaten regelmäßig mitgeteilt haben, sich in Merzig ansiedeln zu wollen, selbst wenn Globus als Konkurrenzunternehmen nach Merzig kommt. Daher habe ich keinen Zweifel daran, dass die Ansiedlung eines attraktiven Marktes gelingen wird. Voraussetzung ist natürlich, dass eine Einigung mit den Grundstückseigentümern zustande kommt.

Was sind die wesentlichen Punkte, auf welche die Stadt bei den weiteren Gesprächen zur Erschließung und Entwicklung dieses Areals respektive zur Ansiedlung eines neuen Einkaufsmarktes besonderes Augenmerk legen wird?

HOFFELD | Wir legen großen Wert auf eine städtebaulich attraktive Gesamtentwicklung mit einem Einkaufsmarkt, der architektonisch den Ansprüchen des Stadteingangs gerecht wird, der die zeitgemäßen Anforderungen an Klima- und Umweltschutz aufgreift und den Stadteingangsbereich maßgeblich aufwertet. Weiterhin ist es wichtig, dass keine Konkurrenz zur Innenstadt entsteht. Das haben wir dem Verein für Handel und Gewerbe zugesagt. Es darf maximal die Anzahl an Geschäften im Eingangsbereich des Marktes entstehen, die auch zuvor im Kaufland bestand. Beides war übrigens mit Globus auch so vereinbart.

Kaufland hat am Freitag gegenüber unserer Redaktion erklärt, dass das Unternehmen sich gut vorstellen könne, wieder mit einer Filiale in Merzig vertreten zu sein. Halten Sie es für möglich, dass diese vielleicht sogar wieder am alten Standort errichtet wird?

HOFFELD | Ja, das halte ich für möglich. Es gab und gibt Kontakt von uns zu Kaufland. Ich kann sogar sagen, dass ein sehr guter Kontakt zu Verantwortlichen von Kaufland besteht, mit denen wir regelmäßig im Austausch stehen und die Positives erahnen lassen. Letztlich aber müssen sich Kaufland und die Grundstückseigentümer einigen. Wir unterstützen gerne dabei. Im Übrigen möchte ich an dieser Stelle betonen, dass wir als Stadtverwaltung auch ein gutes Verhältnis zur Erbengemeinschaft haben, die dasselbe Ziel verfolgt wie wir: die Belebung dieses Bereiches sowie die Errichtung eines attraktiven und qualitativ hochwertigen Einkaufsmarktes für die Merziger Bevölkerung.

DIE FRAGEN STELLT CHRISTIAN BECKINGER.
erschienen in SAARBRÜCKER ZEITUNG Seite C1 am 27.01.2023
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/995855/14-15