Damit in Merzig die Hallen aufbleiben

10.09.2022

Bürgermeister Marcus Hoffeld überlegt mit Vereinsvertretern, wie man steigenden Energiepreisen Herr werden kann.

MERZIG | Die enormen Preissteigerungen im Bereich der Energie lassen die Verantwortlichen der Kreisstadt Merzig und viele Vereine voller Ungewissheit und Sorgen auf den anstehenden Winter blicken. Eine Sache steht für Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld fest: „Deutlich höhere Kosten kommen auf uns alle zu.“ Der Verwaltungschef rechnet damit, dass die Preise für Energie weiter in die Höhe schnellen, neben Öl und Gas insbesondere auch im Bereich Strom. Eine Verbesserung der Situation ist nicht absehbar, eine Prognose aus seiner Sicht derzeit unklar. „Eine konkrete Prognose, wie genau sich die Energiekosten in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln, können wir nicht geben“, räumt er in den beiden Informationsveranstaltungen ein, zu denen er die rund 80 sporttreibenden Vereine aus Merzig ins Besseringer Bürgerhaus eingeladen hat.

Dennoch nennt er es wichtig, die Vereinsvertreter darauf vorzubereiten, dass es für alle teurer wird und mit ihnen nach Möglichkeiten gesucht wird, Energie und in der Folge Geld einzusparen. Mit von der Partie sind seitens der Stadtverwaltung Werner Gasper, unter anderem zuständig für die Stadtentwicklung, Christian Wurzer, Leiter der Fachbereiche Bildung und Betreuung, sowie Pierre Anthonj, verantwortlich für Sport und Vereine.

Allein der Gaspreis wird sich nach dem Bekunden des Verwaltungschefs ab Oktober verdoppeln. Betrugen die Jahreskosten 2021 bei einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Jahr insgesamt 1418,52 Euro, so steigen die Jahreskosten ab Oktober auf 2848,52 Euro. Für 35 000 Kilowattstunden seien im vergangenen Jahr 2372,78 Euro zu zahlen gewesen, ab Oktober sei bei gleichem Verbrauch mit 4875,28 Euro zu rechen und für einen Verbrauch von 60 000 Kilowattstunden gar mit 8215,32. Bislang seien es 3925,32 Euro gewesen. Laut Hoffeld unterstützt die Kreisstadt die Merziger Vereine finanziell derzeit mit einem jährlichen Hallenmietenzuschuss in Höhe von 80 000 Euro und einem Bewirtschaftungszuschuss in Höhe von 20 000 Euro. Darüber hinaus genießen die Vereine laut Hoffeld weitere finanzielle Vorteile. So werde die den Vereinen in Rechnung gestellte Hallenmiete stark reduziert und die Energiekosten nur teilweise berechnet, beides unabhängig vom Zuschuss. Weiter zählt er einen Zuschuss für bauliche Maßnahmen, das Vereinsbudget der Stadtteile sowie Sonderzahlungen – unter anderem für besondere Veranstaltungen – und den Corona-Zuschuss auf, ebenso die Sonderleistungen, die der Bauhof erbringe. Nach seinen Worten ist die Kreisstadt bezogen auf die gesamte Vereinslandschaft der größte Unterstützer im Stadtgebiet. „Keine Kommune weist ein so umfangreiches Zuschusspaket wie die Kreisstadt Merzig auf“, sagt er mit Blick auf das Ergebnis einer Anfrage an sechs weitere Kommunen. Obwohl die Energiekosten auch für die Stadt steigen, ist laut Hoffeld das Ziel die Förderung der Vereine, die eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft hätten, in der jetzigen Größenordnung beizubehalten.

Allerdings sei zu prüfen, ob die bisherigen Mittel nicht effizienter verteilt werden könnten. Der defizitäre Haushalt der Stadt, die Vorgaben des Saarlandpaktes, die eingehalten werden müssen, und die erheblichen Mehrkosten für die Infrastruktur und Unterhaltung, die unter anderem wegen steigender Energiekosten anstünden, machten es unmöglich, den Zuschuss an die Vereine zu erhöhen.

Daher müssten sie in der Folge mit Mehrbelastungen rechnen. Als Einsparmöglichkeiten nennt er die Reduzierung der Raumtemperatur, wenn möglich Trainingszeiten zusammenzulegen, das Tageslicht zu nutzen und die Zeiten zu reduzieren. Als weitere Möglichkeit sieht er auch Kooperationen der Vereine, beispielsweise ein gemeinsames Training von Jugendmannschaften gleichen Jahrgangs. Zudem teilt er mit, dass das warme Wasser in den Hallen abgestellt werde. Marc Grosemans vom Bridgeclub Merzig treibt nach seinen Worten die Angst um, dass es die Mitglieder im Merziger Vereinshaus kalt haben, wenn sie ihre Runden spielen. „Auf wieviel Grad wird die Temperatur in den Hallen gesenkt?“, will Johannes Girten von der Särkover Narrengilde wissen: „Auf 19 Grad in den Hallen und auf 17 Grad in den Sporthallen“, antwortet Hoffeld. „In der Germania geht es nicht mehr“, sagt Gerhard Enzweiler, Vizepräsident der Brotdorfer Quakenbacher. Um Planungssicherheit zu haben, fordert er Klarheit, ob eine Kulturveranstaltung stattfinden kann – im Rahmen der Möglichkeiten könne laut Hoffeld der Verein dies in der Seffersbachhalle tun.

Derweil befürchtet Ralf Dieter Wallrich, Präsident des Karnevalvereins Schwemlingen, Ungemach. Zwei Jahre sei alles der Pandemie zum Opfer gefallen. Seit August sei die Saargauhalle zur Sammelunterkunft für Geflüchtete geworden. „Und wir wissen nicht, wo wir die Kappensitzungen durchführen sollen“, sagt er „Ich habe dem Verein gegenüber auch ein schlechtes Gewissen deswegen“, antwortet Hoffeld und sagt zu, sich um eine Lösung zu bemühen. „Wir sind wie bereits zugesagt im Gespräch, um eine Lösung zu präsentieren.“ „Wir sitzen alle auf einem Pulverfass“, sagt Claudia Herrig-Omyla von der Särkover Narrengilde.

Thorsten Peter, Vorsitzender des Tri Sport Saar-Hochwald, treibt die Frage um, ob das Bad offenbleiben wird. „Unser Ziel ist es, es offen zu lassen. doch wir können das jetzt noch nicht mit Gewissheit sagen“, antwortet Marcus Hoffeld. Die Idee, mit Gleichgesinnten ein gemeinsames Training zu starten, erteilt Margit Dillinger, Trainerin beim TSC Gisingen-Brotdorf eine Absage. Die Trainingszeiten sind nach ihrem Bekunden sehr komprimiert, der Platz in der Brotdorfer Schulturnhalle ist sehr begrenzt. Maximilian Doll, Geschäftsführer beim FSV Hilbringen, bringt den Gedanken ins Spiel, eine LED-Flutlichtanlage vorzufianzieren. Nach Auffassung von Silvia Knaak, Geschäftsführerin des Merziger Kneipp-Vereins, wird die Mehrbelastung der Vereine ab 1. Oktober greifen – eine Vermutung, die der Verwaltungschef bejaht. „Sachliche Diskussionen, konstruktive Vorschläge und viele gute Beiträge“, beschreibt er die beiden Info-Treffs. „Ich danke den Vereinen sehr für das gute Miteinander, das wir auch bei beiden Veranstaltungen erleben konnten.“

Autor: Margit Stark Redaktion Saarbrücker Zeitung
erschienen: 10.09.2022 Seite C1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/990485/14-15