Aus Gießen zurück in den Hochwald der Familie zuliebe

18.05.2024

Am 9. Juni werden in fünf Kommunen des Kreises die Bürgermeister neu gewählt. Die SAARBRÜCKER ZEITUNG stellt alle Kandidaten vor, die sich dann zur Wahl stellen. Heute: Dr. Kathrin Müller von der CDU Wadern.

Von Margit Stark
Erst vor wenigen Jahren hat sie die perfekte Sportart für sich entdeckt – Tennis. Auf den Geschmack gekommen ist Kathrin Müller nach ihren Worten bei einem Schnuppertraining beim TV Nunkirchen. Seit dieser Zeit die 37-Jährige, die bei der Wahl am Sonntag, 9. Juni, für das Bürgermeisteramt in Wadern für die CDU kandidiert, mit den Damen 30 der Grün-Weißen auf Punktejagd. „Ich spiele gerne“, gesteht die promovierte Diplom-Pädagogin, die seit rund fünf Jahren an Uni-Klinik Homburg arbeitet – als Sozialtherapeutin in der Pädiatrie und Neontologie.

In ihrem Job auf der Intensivstation für Frühgeborene hat sie schon vielfach Ängste und Verzweiflung erlebt: Hilflos harren so manche Eltern am Bettchen ihres Nachwuchses aus, bei dem Schläuche in die Nase führen und auf dessen winzigem Brustkorb Sonden kleben. So ist für sie Zuhören eine wichtige Sache, denn Papa und Mama wollen sich ihren Kummer von Seele reden und ihre Sorgen um ihren kleinen Schatz teilen. Nicht nur beruflich engagiert sie sich in dem Bereich – auch privat kümmert sich die CDU-Kandidatin um Frühchen und kranke Neugeborene und ihre Eltern. Kükenkoje heißt der Förderverein, den die gebürtige Büschfelderin als Vorsitzende leitet. „Eltern frühgeborener Kinder brauchen unsere Unterstützung“, weiß sie aus Erfahrung. Nach ihren Worten sind die Betroffenen auf die zu frühe Geburt meist nicht vorbereitet und extremen emotionalen Belastungen ausgesetzt. Daher nennt sie als Schwerpunkt der Vereinsarbeit, betroffene Eltern zu unterstützen – ob in vertrauten Gesprächen mit den Eltern, bei Infotagen oder mit Vorträgen. „Wir sind jederzeit Ansprechpartner für alle Sorgen und Fragen, egal ob vor der Frühgeburt, während des Klinikaufenthalts, zur Entlassung oder auch Jahre danach“, nennt sie eine weitere Aufgabe, der sich die Gruppe stellt.

2020 rief sie mit Gleichgesinnten die Frauenunion in der Stadt Wadern ins Leben. „Die Frauen-Union Wadern wird kein Kaffeekränzchen sein“, versprach sie damals. Gesellschaftspolitische und regionalpolitische Themen stellte das Team nach auf die Agenda. „Ich kenne die Vielfalt unserer 13 Stadtteile und 24 Dörfer“, sagt sie über ihre Heimatstadt.

Als Ehrenamt empfindet nach ihren Worten ihr Engagement in der Politik – angefangen von der Ortsverbandsebene über die Kreisverbandsebene bis zum Landesverband. Jetzt will sie Amtsinhaber Jochen Kuttler von der Wählerinitiative Pro Hochwald als Gegenkandidatin herausfordern. „Jetzt haben die Wähler in Wadern eine richtige Wahl!“, sagte die 37-jährige Sozialpädagogin nach ihrer Nominierung. Als Bürgermeisterin wolle sich um die Belange der Bürger kümmern, gute Ideen und Visionen aufnehmen und nach Möglichkeiten umsetzen und die Bürger mitnehmen. „Ob Verwandte oder Freunde: Ich erhalte von ihnen viel Unterstützung im Wahlkampf“, sagt die Frau, die sich als Familienmensch bekennt. Weit über zehn Jahre habe sie mit ihrem Mann in Gießen gelebt, einer Stadt, die von der Justus-Liebig-Universität geprägt wird und zu den kulturellen und wirtschaftlichen Zentren des Landes Hessen zählt.

Doch nur hin und wieder aus Hessen zu Familientreffen in den Hochwald anzureisen, war dem jungen Paar doch zu wenig. „Wir waren über lange Zeit gewöhnt, uns jeden Sonntag zu treffen.“ Um wieder engeren Kontakt mit den Angehörigen zu haben, haben sich die Eheleute entschlossen. mit Söhnchen Moritz ins Saarland zurückzukehren. 2019 haben sie den Schritt gewagt.

„Nach dem Abitur haben wir uns entschlossen, in Gießen zu studieren – ich habe Pädagogik studiert, mein Mann Geografie.“ Dass sie als Erziehungswissenschaftlerin ihren Doktor im Fach Humanmedizin bauen konnte, nennt sie „Gießen-spezifisch.“ In der Stadt in Mittelhessen fühlten die Müllers nach ihrem Bekunden wohl. „Doch es fehlte das Heimatgefühl“, verrät Kathrin Müller, die sich für Musik-Festivals wie das Rocko del Schlacko begeistert und Söhnchen Moritz mit klassischen Märchen froh macht. „Er freut sich, wenn ich ihm zum Beispiel die Geschichte von Frau Holle vorlese.“ Sie selbst greife bevorzugt zu wissenschaftlicher Literatur und spielt gerne Skat und Doppelkopf. Und wenn bei der Familie Spaghetti Bolognese auf dem Speiseplan steht, erhält die begeisterte Köchin Unterstützung vom Filius: Er schnippelt das Gemüse.

Info
15 Jahre studierte und arbeitete sie in Gießen

Kathrin Müller, geborene Tamble, kam am 8. März 1986 in Wadern zur Welt. Nach ihrem Abitur studierte sie von 2005 bis 2010 Erziehungswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen mit dem Abschluss Diplom-Pädagogin, Von 2012 bis 2015 promovierte sie im Fach Humanbiologie, von 2013 bis 2016 ließ sie sich als Sozial-, Paar- und Familientherapeutin am Horst-Eberhard-Richter-Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie weiterbilden. Ihr Stipendiat in der Kinder- und Familienpsychosomatik am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Gießen hat sie von 2011 bis 2014 absolviert. Der Schwerpunkt: psychosoziale Betreuung von Eltern mit Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen und Ambulanztätigkeit. von 2014 bis 2019 arbeitete sie als als Diplom-Pädagogin in der Allgemeinen Pädiatrie und Neonatologie am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Gießen. 2019 wechselte sie als Sozialtherapeutin in die Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie der Universitätsklinik des Saarlandes. Kathrin Müller ist verheiratet und hat einen Sohn.