Der Blick hinter die Kulissen interessierte viele

07.02.2023

Zum ersten Mal hatte der Losheimer Museums-Eisenbahn-Club am Samstag seine Werkstätten für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Resonanz war groß.

LOSHEIM | Noch muss die Saarberglok Nummer 26 auf ihre Vollendung warten. Auf die Achsen haben die Ehrenamtlichen des Museums-Eisenbahnclubs Losheim (MECL) die alte Dame schon gebracht. Nur mit der Präzision ist Vereinsvorsitzender Christian Balle noch nicht so recht zufrieden – Nachjustieren ist angesagt, dem sich das MECL-Team bei einem der nächsten Arbeitseinsätze widmen will. An diesem Samstagnachmittag müssen die Helfer die Sache verschieben. Doch Aufmerksamkeit erhält die Lok „Merzig“, wie die Leute vom MECL Saarberglok Nummer 26 getauft haben, genügend – von den Besuchern, die zum Losheimer Bahnhof pilgern.

Die Premiere der Aktion „Eisenbahn erleben“ am Samstagmittag wird ein voller Erfolg. Weit über 50 Gäste aus nah und fern nutzen die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der MECL-Arbeit zu werfen und dem Verein ihre Unterstützung zu beweisen. Begeistert von den Museumsstücken lässt Leonhard Groß seine Blicke durch die Werkstätten schweifen. „Seit 2011 war ich bei den Fahrten der Museumsbahn dabei“, verrät der 15-Jährige aus Eppelborn, der sich als Eisenbahnfan outet. Zwei Stunden Fahrzeit hat der Schüler nach seinen Worten in Kauf genommen, um sich hinter den Kulissen umsehen zu können – einen Weg, den er als Mitglied in Kauf nehmen würde. „Ich habe großes Interesse daran, mich dem MECL anzuschließen“ – ein Bekenntnis, das Adriano Alaimo nur zu gerne vernimmt. Der stellvertretende MECL-Chef lässt es sich nicht nehmen, Christoph Schramm aus Mettlach ein Bild von den nostalgischen Schätzen zu vermitteln – einschließlich von deren Technik und deren Vorlieben, etwa das destillierte Wasser, das die Lok 34 mag. „Wir wollen unsere Freunde und Unterstützer über die aktuellen Geschehnisse auf dem Laufenden halten und sie über unsere Renovierungsarbeiten informieren“, nennt er das Ziel der Aktion, die alle zwei Wochen auf dem Plan steht – eine Idee, die Schramm lobt. Auch er bezeichnet sich als Museumsbahnfan.

Fahrten mit den historischen Loks kann der MECL laut Alaimo wegen der Streckensperrung derzeit keine anbieten. Allerdings werde die Zeit genutzt, um die historischen Fahrzeuge in Schuss zu halten oder zu sanieren. Längst hat sich Christian Balle zudem mit einem Mitstreiter an der Strecke im Wald zu schaffen gemacht – Aufräumarbeiten, die nach seinem Bekunden die Museumsbahn schneller wieder auf die Gleise bringen soll.

„Wir entfernen Laub und schneiden die Trasse frei, damit bei unserer Begehung, die wir mit den Verantwortlichen der Gemeinde, dem Betriebsleiter und Mitgliedern des Gemeinderates entlang der Strecke starten, auch sofort die Schwachstellen zu sehen sind“, sagt er – ein Engagement, das die volle Unterstützung von Kai Finkler findet. Mit Söhnchen Henry auf den Schultern, schaut er sich in den MECL-Werkstätten um. Nur zu gerne steht er dem Fünfjährigen in Sachen Lok und Waggons Rede und Antwort. „Warum in der Verkehrswende einen Zug stillegen und die dafür notwendige Infrastruktur abbauen? Das muss doch nicht sein“, sagt der Mann aus Hermeskeil. So hat er denn auch die Petition unterstützt. ,,Für die Reaktivierung der Bahnstrecke Nunkirchen – Merzig! Gegen den Ausbau eines Radwegs!“ titelt die Forderung, die im Bahnpostwagen zur Unterzeichnung ausliegt.

„Aktuell haben wir 1438 Unterschriften, davon 602 aus dem Landkreis“, zieht Markus Meyer Bilanz. „Gerne können die Fahrradwege entlang unserer Strecke ausgebaut oder erweitert werden, doch die einzigartige Eisenbahntrasse sollte nicht einem neuen Radweg zum Opfer fallen müssen“, sagt der Lok- und Zugführer aus Passion, der an diesem Nachmittag Ehefrau Kerstin bei der Bewirtung unterstützt. „Wir sind überzeugt, dass es nur miteinander und nicht gegeneinander weitergehen kann. Sofern wir wieder einen Fahrbetrieb anbieten dürfen, könnten die Angebote zur Kooperation zwischen der Museumsbahn und dem Radverkehr durchaus erweitert werden“ – eine Ansicht, die seine Mitstreiter Andreas Wagner und Wolfgang Schulz teilen.

„Wir haben mehrere Radwege,  aber nur eine Museumsbahn“, bekräftigt Tobias Hoffmann die Aussage von Meyers. Um seine Unterstützung zu dokumentieren, hat er sich mit Ehefrau Desiree und den beiden Töchtern Laura und Miriam auf den Weg zum Losheimer Bahnhof gemacht. Ihre beiden Mädchen waren nach dem Bekunden von Mama Desiree ganz enttäuscht, dass die Nikolausfahrten ausgefallen sind – wie übrigens viele Kinder.

Auch Werner Müller vermisst nach seinen Worten die lieb gewordene Tradition. „Ich bin doch neben der Lok groß geworden“, verrät der Mann, der prompt seine Unterschrift unter die Petition setzt.

Nach Überzeugung von Lutwin Schumacher ist die Museumsbahn auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, was nicht übergangen werden darf. „Viele Fahrgäste nutzen die Gelegenheit, in Restaurants der Gemeinde zum Essen einzukehren.“ Und so manche Hochzeitsgesellschaft habe nach einer romantischen Eisenbahnfahrt zur Trauung und wieder zurück sich zum Feiern ein Lokal in der Gemeinde ausgesucht. Der Wunsch des gebürtigen Bachemers: dass die Museumsbahn wieder ihre Touren dreht – ein Anliegen, das die Eheleute Marco und Yvonne Beichel und ihr sechsjähriger Sohn Elias teilen.

Nach Ansicht von Joachim Selzer muss die Museumsbahn auf jeden Fall erhalten bleiben. „Insgesamt ist das Angebot der Museumseisenbahn Losheim einzigartig für die Region und damit eine nicht zu unterschätzende Attraktivität“, sagt der Sprecher der Grün Alternativen Liste (GALL) bei seinem Besuch. Die ausführliche Stellungnahme der GALL folgt in Kürze.

INFO

Weitere „Kulturgut-Retter“ gesucht
Läuft alles nach Plan, sollen bald die nächsten 100 Unterstützer-T-Shirts in Auftrag gegeben werden. Das hat Konrad Bauer, Berater des Museums-Eisenbahn-Clubs, mitgeteilt. „Kulturgut-Retter“ haben Bauer und sein Team von der Firma Dekoba aus Merzig als Aufschrift gewählt. Als Grund für die Benefizaktion nennt Bauer die großen Sorge um die Zukunft der Museumsbahn. Denn seit September vergangenen Jahres ist auch das letzte Teilstück der Eisenbahnstrecke von Merzig nach Losheim gesperrt. Für die Leute der Museumseisenbahn fehlen seitdem sämtliche Einnahmen aus dem Fahrbetrieb. Auch bei dem Tag der offenen Tür am Samstag warben die Leute vom MELC für den Kauf des T-Shirts.

Bestellungen sind möglich über die Homepage des Vereins sowie bei Facebook und Instagram. Die T-Shirts gibt es in den Größen XS-3XL (unisex).

www.museumsbahn-losheim.de

Autorin: MARGIT STARK SAARBRÜCKER ZEITUNG
erschienen am 07.02.2023 Seite C1
Quelle:
https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/996281/14-15